Interview mit Reto Gurtner im Tages Anzeiger:
«Ich wollte meinen Kindern nicht vorschreiben, dass sie mal Bergbahnseppel werden sollen»
https://www.tagesanzeiger.ch/flims-geme ... 7630830734
Zusammenfassung:
Der langjährige Unternehmer und Visionär
Reto Gurtner, Verwaltungsratspräsident der Weissen Arena Gruppe, will die Seilbahninfrastruktur seines international bekannten Skigebiets Laax/Flims/Falera in die Hände der drei Standortgemeinden übergeben. Ende Oktober entscheiden die Einwohner darüber, ob sie die
Liftanlagen und Bergrestaurants für rund 95 Millionen Franken übernehmen. Rund ein Drittel der Summe –
32 Millionen Franken – soll von den Gemeinden selbst kommen, der Rest aus einem Darlehen der Weissen Arena Gruppe und Bankkrediten.
Die Idee: Die Gemeinden kaufen die
systemrelevante Infrastruktur wie Gondelbahnen, Lifte, Beschneiungsanlagen und auch die Bergrestaurants, um langfristig die Kontrolle über den wichtigsten Wirtschaftsmotor der Region zu sichern. Anschliessend verpachten sie diese Anlagen an die Weisse Arena Gruppe, die den
operativen Betrieb und den Unterhalt weiterhin eigenständig übernimmt. Damit bleibt die Verantwortung im Tagesgeschäft beim erfahrenen Management, während die öffentliche Hand Eigentum und strategische Sicherheit gewinnt. Die Weisse Arena verpflichtet sich zudem, das Gebiet
mindestens 300 Tage pro Jahr geöffnet zu halten – also auch im Sommer, was für die geplante Ganzjahresdestination zentral ist.
Familiennachfolge als Auslöser
Gurtner begründet den Schritt vor allem mit der
Nachfolgethematik. Er ist inzwischen 70 Jahre alt, seine Kinder sind erst 11 und 12 Jahre alt. „Ich wollte meinen Kindern nie vorschreiben, einmal ‚Bergbahnseppel‘ zu werden“, sagt er offen. Zwar sei er selbst im Gebiet aufgewachsen, doch seine Kinder sollen ihre eigenen Wege gehen können. Deshalb sei es klug, frühzeitig eine stabile und regionale Eigentümerlösung für die zentrale Infrastruktur zu schaffen, statt die Nachfolgefrage ungelöst zu lassen.
Ausländische Investoren standen bereit – aber bewusst abgelehnt
Gurtner bestätigt, dass es
viele internationale Interessenten gegeben hätte: große Bergbahnkonzerne wie
Vail Resorts aus den USA,
Compagnie des Alpes aus Frankreich,
Skistar aus Schweden sowie Kontakte nach China. Unternehmen dieser Größenordnung seien auf Wachstum angewiesen und hätten großes Interesse an einem „Juwel“ wie Laax. Konkrete Verkaufsverhandlungen habe es aber nie gegeben; viele Gerüchte seien von Medien verbreitet worden.
Er räumt ein, dass er mit einem Verkauf an ausländische Konzerne
mehr Geld hätte erzielen können als die 95 Millionen Franken, die jetzt für die Infrastruktur angesetzt sind. Doch die Gemeinden seien rechtzeitig auf ihn zugekommen und hätten eine vernünftige, faire Lösung angeboten. Zudem hält Gurtner es für
ethisch richtig, jenen die Hand zu reichen, die ihn in früheren Jahren beim Aufbau unterstützt haben.
Schutz vor Ausverkauf und politischer Überforderung
Ein Kernziel des Deals ist es, die
Kontrolle über die Bergbahninfrastruktur in lokaler Hand zu halten und sie vor kurzfristigen Renditeinteressen externer Investoren zu schützen. Gleichzeitig wollte Gurtner unbedingt verhindern, dass der operative Betrieb politisiert wird. Deshalb wird die Weisse Arena Gruppe weiterhin als Pächterin auftreten und alle täglichen Entscheidungen sowie Investitionen managen.
Die Gemeinden sichern so das Rückgrat des Tourismus, ohne sich selbst in das unternehmerische Risiko und den komplexen Betrieb einmischen zu müssen. Der
Pachtvertrag ist sehr langfristig angelegt und kann frühestens nach 30 Jahren gekündigt werden. Damit entsteht Planungssicherheit für beide Seiten.
Perspektive für die Zukunft
Obwohl Gurtner selbst keine Absicht hat, seine Anteile an der Weissen Arena zu verkaufen, schliesst er nicht aus, dass die
private Eigentümerstruktur der übrigen Unternehmensteile (Shops, Restaurants im Tal, Skischulen etc.) irgendwann wechseln könnte. Wichtig sei ihm jedoch, dass die
zentralen Berganlagen und Restaurants dauerhaft in öffentlicher Hand bleiben – damit sei die Grundlage für einen stabilen und regional gesteuerten Tourismus geschaffen.
2025/26: 1x Zermatt, Stilfser Joch, Landgraaf, Saas Fee, Hintertux, Pitztaler
2024/25: 14x Parsenn, 12x Madrisa, 5x Andermatt-Sedrun, 4x Jakobshorn, 3x Flumserberg, 2x Selfranga, Fideris, Arosa Lenzerheide, Klewenalp, Pany, Titlis, 1x Bottrop, Neuss, Saas-Fee, London, Zermatt, Regensberg, Madrid, Tristeli, Mastrils, Hochwang, Grüsch Danusa, Amden, Wolzenalp, Rinerhorn, Portes du Soleil, Laax, Corviglia, Scuol, Disentis, San Bernardino, Avers, Mutten, Schatzalp, St. Antönien, Damüls, Malbun, Grindelwald-Wengen, Stubaier, Fibbia, Stilfser Joch
Mein Challenge Profil