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Re: Bergsturzgefahr im Lötschental

Verfasst: 07.06.2025, 21:48
von Zilla
Theo hat geschrieben: 07.06.2025, 12:34 Es bringt uns ja nichts zurück wenn die wo nicht betroffen sind kein Geld verdienen können und man kann von den anderen Gemeinden aus immer noch viele auch sehr schöne Sachen machen.
Stimme dir zu. Trotzdem finde ich es nicht ganz optimal, wenn auf der offiziellen Seite von Lötschental Tourismus als Sommerhighlight immer noch eine „Dorfführung Blatten“ angepriesen wird…

Re: Bergsturzgefahr im Lötschental

Verfasst: 07.06.2025, 22:22
von Dachstein
Ich würde mal behaupten, dass die Ereignisse durchaus auch auf den TVB einen erheblichen Einfluss hatten - und man schlicht damit beschäftigt war, getätigte Buchungen abzusagen, Infos zu erteilen, sich auf die neue Situation einzustellen, etc. Da kann sowas schon mal untergehen.

Glück Auf!
Dachstein

Re: Bergsturzgefahr im Lötschental

Verfasst: 08.06.2025, 18:46
von joepert
Neandertaler hat geschrieben: 06.06.2025, 18:55
joepert hat geschrieben: 06.06.2025, 16:15 The Show Must Go On
Nein, das Leben geht weiter. Wie immer und es immer sein wird.
oberländer hat geschrieben: 07.06.2025, 10:05 Die ganze Region lebt vom Tourismus, Sommer wie Winter. Nun muss Geld verdient werden, um die Verluste aus den letzten zwei Monaten der Sommersaison zu kompensieren.

Und auch Touristen, die wegen dem Bergsturz kommen, bringen Geld für Lauchernalp und Gastronomie dort...
Theo hat geschrieben: 07.06.2025, 12:34 Es bringt uns ja nichts zurück wenn die wo nicht betroffen sind kein Geld verdienen können und man kann von den anderen Gemeinden aus immer noch viele auch sehr schöne Sachen machen.
Stimme ich alles völlig zu! Ich hätte der Song von Queen im Kopf. Sorry für eventuelle Misverständis.

sehe auch hier:
https://www.srf.ch/news/nach-bergsturz- ... auf-gaeste

Re: Bergsturzgefahr im Lötschental

Verfasst: 09.06.2025, 14:01
von ski-chrigel
Über dem Lötschental ist eine Flugverbotszone eingerichtet worden. Diese reicht aber nur bis 3000m hoch, was auf meinen heutigen Matterhorn-Rundflügen nicht stört, da ich dort jeweils auf ca. 4000m drüberfliege. Ein paar Fotos musste ich schon auch machen. Live ist das noch viel eindrücklicher als in den Medien. Und auch sehr beklemmend.
Beim Rad ist gleich der Abbruch beim kleinen Nesthorn.
IMG_0529.jpeg
Krass, wie weit der Schutt / Staub auf der Gegenseite hochkam. Einige Häuser des oberen Weilers Weissenried werden wohl auch beschädigt oder zumindest eingestaubt sein. Weiter scheint mir, dass man von der Lauchernalp auf die Schnelle eine Notstrasse nach Weissenried gebaut hat.
IMG_0544.jpeg
Das hintere Lötschental inkl. Fafleralp ist nicht erreichbar. Wie lange es wohl dauert, bis man da wieder regulär hinkommt?
IMG_0531.jpeg
Ich werde zukünftig wohl noch unzählige Male drüberfliegen und bin gespannt, wie lange es dauern wird, bis ich mich daran gewöhnt habe. Im Moment ist es einfach immer noch unglaublich und krass.

Re: Bergsturzgefahr im Lötschental

Verfasst: 09.06.2025, 14:19
von seilreiter
Auf Pomona sieht man, dass die Häuser auf der Weissenried alle Grau sind
https://storage.googleapis.com/rro-app- ... 9138077996

Re: Bergsturzgefahr im Lötschental

Verfasst: 09.06.2025, 21:37
von Dachstein
Was wenig verwundert - ein derartiges Event (nicht falsch verstehen, in der Geologie werden derartige Dinge neudeutsch als "Event" bezeichnet) erzeugt eine enorme Menge an sehr feinen Partikeln. Würde man Probenmaterial hier trockensieben, käme man jedenfalls bis in den Korngrößenbereich gemäß DIN-EN-ISO 14688-1 von 0,063mm bis 0,002mm (=Schluff (Kurzform Si)) runter, alles darunter (also das Feinstkorn = Ton (Kurzform Cl) müsste man dann schlämmen ("nasssieben") und da liegt man gemäß Norm dann unter 0,002mm. Und diese Korngrößenfraktion des Feinkorns und des Feinstkorns lässt sich gut mit dem Wind vertragen. Meiner Erinnerung nach hatte das Riepenwandfallevent zwischen 5 und 10% Feinstkornanteil. Beim diesem Felsfall an der Riepenwand (Kalkkögel bei Innsbruck) wurde diese Korngrößen bis unter den Bereich von der Aldof Pichler Hütte getragen - und dieses Event hatte gerade mal eine Größe von 1000 Kubikmetern und ist verglichen mit jenem zu Blatten verschwindend klein.

Glück Auf!
Dachstein

Re: Bergsturzgefahr im Lötschental

Verfasst: 09.06.2025, 22:22
von Theo
In Weissenried ist ein Haus weg, eines nicht mer dort wo es sein solllte und zwei weitere stark beschädigt. Alle auf der östlichen Seite und auf dem Bild nicht dauf. Der Gemeindepräsident ist da am meisten betrofffen und hat vorne kein ganzes Fenster mehr.
Vom Netzbord nach Weissenried worden zwei bestehende Flurstrassen miteinander verbunden ubd ausgebaut. Die Steasse soll dann asphaltiert werden und dann weiter nach Eisten geführt werden. Massenrauglich ist das allerdings nicht, von Wintersicher reden wir erst gar nicht.
Wir selber haben jetzt für unsere Mutter eine Wohnung in Kippel bekommen können.
Am 12. sollen im Anschluss an die ordentliche Gemeindeversammlung erste Ideen über die Zukunft präsentiert werden.

Re: Bergsturzgefahr im Lötschental

Verfasst: 10.06.2025, 07:41
von seilreiter
Dachstein hat geschrieben: 09.06.2025, 21:37 Was wenig verwundert - ein derartiges Event (nicht falsch verstehen, in der Geologie werden derartige Dinge neudeutsch als "Event" bezeichnet) erzeugt eine enorme Menge an sehr feinen Partikeln. Würde man Probenmaterial hier trockensieben, käme man jedenfalls bis in den Korngrößenbereich gemäß DIN-EN-ISO 14688-1 von 0,063mm bis 0,002mm (=Schluff (Kurzform Si)) runter, alles darunter (also das Feinstkorn = Ton (Kurzform Cl) müsste man dann schlämmen ("nasssieben") und da liegt man gemäß Norm dann unter 0,002mm. Und diese Korngrößenfraktion des Feinkorns und des Feinstkorns lässt sich gut mit dem Wind vertragen. Meiner Erinnerung nach hatte das Riepenwandfallevent zwischen 5 und 10% Feinstkornanteil. Beim diesem Felsfall an der Riepenwand (Kalkkögel bei Innsbruck) wurde diese Korngrößen bis unter den Bereich von der Aldof Pichler Hütte getragen - und dieses Event hatte gerade mal eine Größe von 1000 Kubikmetern und ist verglichen mit jenem zu Blatten verschwindend klein.

Glück Auf!
Dachstein
Bei der Trennung meiner Eltern hat meine Mama kurz unten in Lauterbrunnen gewohnt. Da ging einmal ein grösserer Steinschlag runter und der Staub war jahrelang in der Holzfassade und auf Ihrem Balkon. Wahrscheinlich liegt dieser Feinstaub heute noch in der Fassade.

Re: Bergsturzgefahr im Lötschental

Verfasst: 10.06.2025, 18:24
von Schneegott
Theo hat geschrieben: 09.06.2025, 22:22 In Weissenried ist ein Haus weg, eines nicht mer dort wo es sein solllte und zwei weitere stark beschädigt. Alle auf der östlichen Seite und auf dem Bild nicht dauf. Der Gemeindepräsident ist da am meisten betrofffen und hat vorne kein ganzes Fenster mehr.
Vom Netzbord nach Weissenried worden zwei bestehende Flurstrassen miteinander verbunden ubd ausgebaut. Die Steasse soll dann asphaltiert werden und dann weiter nach Eisten geführt werden. Massenrauglich ist das allerdings nicht, von Wintersicher reden wir erst gar nicht.
Wir selber haben jetzt für unsere Mutter eine Wohnung in Kippel bekommen können.
Am 12. sollen im Anschluss an die ordentliche Gemeindeversammlung erste Ideen über die Zukunft präsentiert werden.
Danke für deine steten Updates. Wir hoffen nur das Beste für euch.

Re: Bergsturzgefahr im Lötschental

Verfasst: 12.06.2025, 13:52
von Fab
auf dem Schuttkegel bei Blatten. Die Fugängerperspektive ist noch mal anders.

https://storage.googleapis.com/rro-app- ... 728984.184

Re: Bergsturzgefahr im Lötschental

Verfasst: 23.06.2025, 20:49
von Dachstein
Neben all den Kriesen, fliegenden Raketen und sonstigen Grausamkeiten ist man in Blatten nun mit dem großen Zusammenräumen beschäftigt. Positiv: es sind nun auch größere Geräte im Bergsturzareal im Einsatz, sodass daraus zumindest mal eine gewisse Stabilisierung der Lage am Berg selber anleitbar ist (wobei ein Monitoring jedenfalls stattfinden dürfte, um bei einer Verschlechterung der Lage rechtzeitig räumen zu können). Gleichzeitig erscheint der Pegel der aufgestauten Gewässer auch um einiges abgesunken zu sein.

Glück Auf!
Dachstein

Re: Bergsturzgefahr im Lötschental

Verfasst: 30.06.2025, 06:50
von biofleisch
Eine umfangreiche Analyse, wie es zu dem Bergsturz kam, welche im Gegensatz zu den "normalen Medien" eher in die Tiefe geht und nicht nur an der Oberfläche bleibt. (Eigenbewertung im Video):


Re: Bergsturzgefahr im Lötschental

Verfasst: 30.06.2025, 12:39
von Dachstein
Amphibolite (aufgrund seiner Beschreibung tippe ich hier auf Bänderamphibolite) sind eine metamorphe Fazies im Temperatur- und Druckbereich Bereich von 550–700 °C, P Bereich zwischen 200–1200 MPa und sind auf der harten, kompakten bzw massigen Gesteinsseite zu finden. Logischerweise kommt nun eine metamorphe Fazies in ein Region vor, wo es eine Intrusion (Granit) gibt. Ebenso logisch gibt eine intrusive Kontaktzone zwischen der metamorph überprägten Fazies und der Intrusion. Weiters ist nicht überraschend, dass an Kontakten verschiederer Fazies Störungen vorkommen können, wo Wässer eindringen können und somit (Perma)frost entstehen kann, mit all seinen begleitenden Phänomenen. Auch im Bereich kompetenter Gesteine (die sowohl Granit als auch Amphibolit sind). Die Lage im Amphibolit lassen sich mit der Metemorphosegeschichte der Fazies erklären.
Unterm Strich erklärt die geologische Karte durchaus, warum es exakt dort zu einem Bergsturz kam, der Auslösemechanismus wird dadurch aber keinesfalls erklärt. Wären tektonische Ereignisse dort der Auslöser gewesen, hätte man dies auch gemessen. Hat man aber nicht.

Bedeutet: keine neue Erkenntnis und schon gar keine hinreichende Erklärung zum eigentlichen Auslöser.

Glück Auf!
Dachstein

PS: und weil schon die geologische Karte der Schweiz genannt wurde - darin gibt es meiner Erinnerung nach Links zu den Erläuterungen in PDF. Darin wird für die fraglichen Litholgien und Fazies wohl sehr genaue Beschreibungen zu finden sein, wie Störungssysteme und Klüftungsrichtungen.

Re: Bergsturzgefahr im Lötschental

Verfasst: 30.06.2025, 15:38
von highlander
offensichtlich ist es nun traurige Gewissheit..
Es wurden offenbar nun die sterblichen Überreste der einzelnen vermissten Person nach diesem Unglück gefunden...

https://www.t-online.de/nachrichten/pan ... eckt-.html

Re: Bergsturzgefahr im Lötschental

Verfasst: 30.06.2025, 22:15
von Theo
Ja, es handelt sich um die vermisste Person. Es ist gut für die Familie dass sie so nun Abschied nehmen können.
Bei uns war heute ein weiter Schritt zurück in ein normales Leben, denn wir könnten unsere Mutter zurück nach Kippel zügeln. Hier kann sie nun wieder viel eigenständiger leben und hat auch wieder bekannte Leute um sich.

Re: Bergsturzgefahr im Lötschental

Verfasst: 07.09.2025, 16:07
von loennermo
Wie zu erwarten war, ist das Thema ein wenig aus dem Fokus geraten.

Mich würde trotzdem die weitere Entwicklung vor Ort interessieren und mich freuen, wenn @Theo uns daran teilhaben lässt.

Re: Bergsturzgefahr im Lötschental

Verfasst: 07.09.2025, 16:50
von ski-chrigel
Aus der Luft sieht alles immer noch gleich aus wie kurz nach dem Unglück, ausser die Notstrasse, die in den Berg und Wald gelegt wurde.
IMG_3142.jpeg

Re: Bergsturzgefahr im Lötschental

Verfasst: 08.09.2025, 11:07
von Theo
Es macht nicht wenn man nicht immer in der Zeitung ist, denn auch dass kann belastend sein, vor allem wenn es um ein solches Thema geht. Von dem her ist das für uns ok so.
Viel gab es auch nicht zu sagen, denn es war mehr die Zeit vom stillen Arbeiten.
Ich versuche, falls das Wetter es zulässt, diese Woche zwei Tage soweit gehen zu können wie es mir erlaubt ist und dann auch ein paar Eindrücke wie es jetzt aussieht und was bisher getan wurde hier rein zu stellen. Bilder habe ich alle auf dem PC in Zermatt, aber nicht hier in Kippel. Dafür habe ich hier jetzt wieder einen Laptop worauf ich anständig schreiben kann. Handytastaturen und meine Fingergrösse harmonieren zusammen irgendwie nicht.

Re: Bergsturzgefahr im Lötschental

Verfasst: 13.09.2025, 14:24
von Theo
Ich hatte geschrieben, dass es mehr die Zeit für die stillen Arbeiten war, was so natürlich nur für die für die Medien relevanten Sachen stimmt.
Ansonsten wurde sonst natürlich schon extrem viel getan und daran kann man auch erkennen, dass noch unendlich viel zu tun ist.

Seit dem 27. Juli ist es auf dem Höhenweg von Weritzalp - Tellialp - Schwarzsee für alle möglich soweit zu gehen so dass man einen Blick auf das Dorf werfen kann. Ausserdem ist der Weg zur Bietschhornhütte teilweise neu angelegt worden und unterhalb der Hütte hat man wohl den besten Überblick über alle betroffenen Teile. Genau dort war ich nun am Donnerstag unterwegs.

Anfang August war ich bereits beim Schwarzsee und in Weissenried. Dort ging es mir primär darum den Zustand von Stall/Scheune anzuschauen um zu schauen ob wir für die Fassadenreinigung Hilfe benötigen oder nicht. Bei den Wohnhäuser ist eine grosse Reinigung durch Fachpersonal ( Sandstrahlen? ) dringend nötig um spätere Schäden am Holz zu vermeiden, bei uns sollte es mit einem Hochdruckreiniger machbar sein.

Bei der Notstrasse ist man derzeit daran diese an den exponierteren Stellen zu sichern damit sie die Lasten wo darauf verkehren tragen kann und gleichzeitig wird der Unterbau mit diversen Kiesschichten so hergerichtet dass man noch im Herbst asphaltieren kann.

Der See ist soweit von allen Trümmern ( hauptsächlich Dächern ) geräumt. Nicht zum verbrennen geeignetes Material wurde in BigBags nach Wiler geflogen und wird entsorgt wie üblich. Das Holz wurde am östlichen Seerand verbrannt. Die Scheunen wurden mittels Seilwinden an den Rand gezogen und dort zerlegt, Was mit den zwei Holzhäusern war welche ebenfalls im See trieben weis ich nicht. Entweder auch zerlegt und verbrannt oder beim Versuch zur Seite zu ziehen abgesoffen.
Der See ist mittlerweile ca. 3 Meter unter dem Maximalniveau, ist aber immer noch ca. 12 – 14 Meter hoch. Dieser soll noch im Herbst um 4 – 5 Meter abgesenkt werden, dann kann man im Winter schon mal einen Teil der Häuser ausräumen und anfangen rückbauen.

Strom- und Kommunikationsleitungen sind auf möglichst gerader Linie, wo nötig der Notstrasse entlang, soweit erstellt dass zwei der vier Wasserkraftwerke anfangs September wieder die Stromprodukion aufnehmen konnten.

Am Gegenhang sind unterhalb von Weissenrid zahlreiche grössere Maschinen mit der Hangräumung beschäftigt und da gibt es noch sehr viel zu tun bevor man unterhalb mit dem Bau einer neuen Hauptstrasse beginnen kann. Das Trasse dieser ist noch nicht fixiert, wir aber wesentlich höher als bisher verlaufen. Lawinen- und Hochwassergalerien wird es da in einer ersten Bauphase nicht geben, aber das lässt sich ja heute mit ferngesteuerten Sprenganlagen lösen.
Der rasche Bau eine richtigen Strassee wird aber für die Zukunft zentral sein.

Es wurde eine Strasse von Eisten runter zu einem bestehenden Übergang zur Lonza erstellt. Aktuell wird die alte Brücke dort durch eine grössere ersetzt so dass der südliche Dorfteil von dort aus mit schwerem Gerät erreicht werden kann ohne über den Schuttkegel fahren zu müssen. Weiters wird das dann der neue Zugang zur Fafleralp sein.

Politisch wurde nun mehr oder weniger alles so aufgegleist dass alles auch eine rechtliche Grundlage hat. Die Nothilfe ( Kanton, nicht von Glückskette etc. gesammelte Beträge ) wo noch ausbezahlt werden soll erachte ich persönlich als zu hoch, das Geld könnte man besser einsetzen. Das gilt für Provatpersonen, Einzelunternehmen wo standortabhängig sind und in einer Situation sind wo keine Versicherung zahlt stehen die Gelder sicherlich zu.
Als nächstes erwartet man nun die gefahrenkarte wo definiert wo gebaut werden kann und wo nicht. Diese selber wird glaube ich kaum zu Diskussionen führen, der dann darauf folgende Schritt wird aber wohl gesellschaftlich aber dann wohl die grösste Herausforderung sein.
Land wo heute nicht in der Bauzone ist muss eingezont werden und dieses Land muss irgendwie an die Bauwilligen zugeteilt werden obwohl es derzeit vermutlich ganz andere Besitzer hat. Das sind dann halt eben Dinge für welche es wohl nirgends auf der Welt ein Gesetz gibt und wo mit gängigen Methoden nicht zu bewerkstelligen sind. Da muss man der Situation angepasst handeln und wirklich quasi die Welt neu erfinden, anders geht das nicht.

Finanziell kann ich nur für uns sprechen und da kann ich sagen, dass wir mit der Versicherung keine Schwierigkeiten hatten. Am 26. Juni war der Termin mit den Schadensexperten und am 10 Juli wurde das Geld ausbezahlt. Erhalten hat man für die Gebäude vorerst mal 75%, den Rest gibt es bei einer Reinvestition zum gleichen Zweck. Normalerweise heisst das, Wiederaufbau wenn möglich am gleichen Platz oder wenn das nicht möglich ist in der Nähe innerhalb von 2 Jahren, hier gilt nun Bau oder Kauf innerhalb von 5 und auf dem ganzen Gebiet vom Kanton Wallis. Bei den landwirtschaftlichen Gebäuden wo nicht wieder aufgebaut werden würde die Versicherung normalerweise nur die Beseitigung der Trümmer bezahlen und deshalb erwarte ich dort keine Restzahlung, bis auf jenes wo der ehemalige Stall zu einer Garage umgebaut war und was so auch in der Police aufgeführt war.

So, genug Text, jetzt gibt es auch noch ein paar Eindrücke. Die Bilder sind alle am 11. September entstanden und teilweise mit erläuternder Unterschrift.

Re: Bergsturzgefahr im Lötschental

Verfasst: 13.09.2025, 14:57
von Graubündenfan
Danke Theo für die spannende und ausführliche Berichterstattung, besonders auch für die zahlreichen Markierungen in den Bildern. Ich wünsche euch und dem ganzen Tal weiterhin viel Erfolg und den nötigen Durchhaltewillen beim Wiederaufbau.

Re: Bergsturzgefahr im Lötschental

Verfasst: 15.09.2025, 07:26
von Schneegott
Danke für die Bilder und gute Beschreibung, so wird es auch für weiterentfernte das gesamte Ausmass verständlich, diese enorme zerstörerische Kraft…

Re: Bergsturzgefahr im Lötschental

Verfasst: 15.09.2025, 09:48
von Harzwinter
Auch von meiner Seite große Bewunderung für die Blattner und alle Lötschentaler für den Willen zum Weitermachen und Vorwärtsdenken!

Bevor man Konkretes planen kann, muss Planungssicherheit aus geologischer Sicht bescheinigt werden. Die letzten mir bekannten Detailbilder vom Abbruchgebiet am Kleinen Nesthorn stammen aus dem Juni 2025, also kurz nach der Katastrophe. Gab es über den Sommer 2025 noch deutliche Nachstürze von losem Material? Ist die Hangbewegung am Kleinen Nesthorn gänzlich zum Stillstand gekommen? Ist dort nun von Stabilität für die nächsten Jahrzehnte auszugehen? Darf man das Lötschental rund um die Lokation von Blatten nun erst einmal als sicher bezeichnen? Dazu finde ich keine verwertbaren Informationen. Ich gehe davon aus, dass die Schweizer Geologen das Lötschental im Sommer 2025 wesentlich intensiver analysiert haben als jemals zuvor.

Was auch mich besorgt, ist die "relative" Feinkörnigkeit des abgegangenen Materials, wenn man das z.B. mit Bildern des Felssturzmaterials von Randa vergleicht. In Randa wurden hausgroße Felsstücke in großer Zahl bis in den Talboden transportiert. D.h. der Fels an der Abbruchstelle ist ziemlich standfest. Im Talboden von Blatten sehe ich dagegen auf den Fotos nur wenige intakte große Felstücke.

Der Bergsturz von Blatten hat am Kleinen Nesthorn neue Angriffsfläche für Erosion geschaffen, und Fels, der vorher seine Nachbarschaft gestützt hat, ist nun nicht mehr da. Vor jeglichen Wiederaufbauplänen muss sichergestellt sein, dass am Kleinen Nesthorn sowie an den benachbarten Gipfeln und Hängen kein Instabilitäts-Hotspot entstanden ist, der nun alle paar Jahre in Form kleinerer Felsstürze relativ zügig weiter erodiert.

Re: Bergsturzgefahr im Lötschental

Verfasst: 16.09.2025, 19:38
von Theo
Bis Mitte August hat es da oben immer wieder gerumpelt, Massenangabe habe ich da aber keine. Mittlerweile arbeitet aber mindestens ein Bagger genau in dem Bereich wo der alte Bachlauf ( vor ca. 15 Jahren umgeleitet ) in die Lonza kam, gefährlicher kann er nicht mehr stehen. Ich nehme doch an, dass es sich demnach stark beruhigt hat, von Wiler aus kann man nichts erkennen und weiter rein war ich die letzte Zeit nicht.
Dass es in Randa grosse Steine hat und hier fast keine kommt meiner Meinung nach daher, dass das doch zwei ganz unterschiedliche Ereignisse waren.
Der höchste Anriss un Randa ist bei ungefähr 2300müM, der Auslauf endet auf ca. 1350müM. Da kam alles im freien Fall runter und manche Steine hatten da keinen sehr weiten weg. In Blatten war war die Gletscherzunge auf 2500müM und der Talboden ist zuunterst auf 1400müM. Da ist also schon die mindest Fallhöhe grösser als in Randa und das oberste hatte nochmals 500 Höhenbeter mehr. Aussedem wurde ja alles durch das enge Kinn gejagt oder westlich davon über die Felsnase, dazu kam dann noch das Eis und somit waren da ganz andere Reibungswärme und eine viel stärkere und längere Intensität wären dem Fall.

Re: Bergsturzgefahr im Lötschental

Verfasst: 16.09.2025, 21:33
von Harzwinter
Danke Theo für die zusätzlichen Ausführungen.
Und für das neue Foto vom Kleinen Nesthorn - ich war nicht davon ausgegangen, dass vom Birchgletscher doch noch so viel übrig ist ... :shock:

Re: Bergsturzgefahr im Lötschental

Verfasst: 18.09.2025, 07:02
von hitparade
Die Hotelrevue berichtet in der heutige Ausgabe über ein temporäres Hotel auf der Lauchernalp und über die Verbindung der Fafleralp.

Eine Zusammenfassung:

Im Lötschental, einer idyllischen Region im Wallis, hinterliess der verheerende Bergsturz im Mai 2025 tiefe Spuren in der touristischen Infrastruktur. Von den ursprünglich acht Hotels wurden drei vollständig zerstört, Zudem ist das Hotel Fafleralp seither abgeschnitten und unzugänglich. Auch das Hotel Edelweiss, geführt von Lukas Kalbermatten und seiner Frau, steht nun im aufgestauten See der Lonza, während das Hotel Breithorn sowie das Genusshotel Nest- und Bietschhorn ebenfalls den Naturgewalten zum Opfer fielen. Insgesamt fehlt der Region damit fast 60 Prozent ihrer Bettenkapazität, eine drastische Einschränkung, die nicht nur die Hoteliers, sondern auch die gesamte lokale Wirtschaft trifft.

In dieser schwierigen Situation zeigten die betroffenen Hotelfamilien bemerkenswerten Optimismus und Handlungswillen. Zwei Wochen nach dem Unglück begann Lukas Kalbermatten, gemeinsam mit den anderen Gastgebern über die Zukunft nachzudenken. Schnell wurde klar, dass beim Wiederaufbau von Blatten die Schaffung von Wohnraum Vorrang haben würde – ob und in welchem Umfang Hotels wieder Platz finden würden, war ungewiss. Vor diesem Hintergrund entstand die Idee eines temporären Hotels, das sowohl Arbeitsplätze schafft als auch den Tourismus stützt.

Eine geeignete Parzelle wurde bei der Bergstation der Lauchernalp-Bahn gefunden, direkt neben dem Panoramarestaurant. Das Konzept überzeugte nicht nur die Hoteliers, sondern auch die Betreiber der Bergbahnen: Das Projekt sei ein Gewinn für alle Beteiligten. Die Familien Kalbermatten und Bellwald sowie die Lauchernalp Bergbahnen AG gründeten die Lauchernalp Lodge AG mit einem Aktienkapital von 0,5 Millionen Franken, wobei die Bergbahnen 10 Prozent einbrachten und das Land für fünf Jahre im Baurecht kostenlos zur Verfügung stellten. Die Finanzierung des 4,2-Millionen-Projekts erfolgt über den Kanton Wallis, Spenden und Versicherungsgelder der betroffenen Hoteliersfamilien.

Das temporäre Hotel soll aus Holzmodulen gebaut werden, drei Stockwerke hoch sein und eine Fläche von 9,5 mal 33 Metern einnehmen. Geplant sind 19 Zimmer mit zwei bis vier Betten, eines davon barrierefrei. Acht Arbeitsplätze entstehen, und das Panoramarestaurant wird künftig sieben Tage pro Woche geöffnet sein, wodurch die Infrastruktur besser ausgelastet wird. Zudem wird die Bergbahn ihre Fahrzeiten verlängern, um Gästen eine einfache Anreise ins Tal für das Abendessen zu ermöglichen. Der geplante Eröffnungstermin ist der 19. Dezember 2025, rechtzeitig vor den Weihnachtstagen.

Trotz der positiven Initiative stehen die Wintersaison und die touristische Nutzung des Tals vor grossen Herausforderungen. Rückgänge bei den Umsätzen werden erwartet, und die Bergbahnen müssen verstärkt auf Tagesgäste setzen. Der Magic Pass wird hierbei helfen, zusätzliche Besucher anzuziehen. Gleichzeitig werden Angebote angepasst, beispielsweise durch die Umwandlung eines bestehenden Schneeschuhtrails in einen Winterwanderweg, um entfallene Routen zu ersetzen. Die Resonanz auf das temporäre Hotel ist bereits vielversprechend, tägliche Anfragen zeigen das grosse Interesse.

Auch das weiter hinten im Tal gelegene Hotel Fafleralp soll wieder öffnen, sobald die Sperrzone aufgehoben ist und Strom sowie Abwasser wieder verfügbar sind. Die Herausforderung bleibt jedoch die Erreichbarkeit: Gäste können nicht erwarten, über zwei Stunden mit Gepäck zu wandern. Diskutiert werden daher Notlösungen wie ein zeitlich limitierter Transport über eine geteerte Notstrasse oder sogar eine neue Luftseilbahn zwischen Wiler und Weissenried, um die Strecke deutlich zu verkürzen. Die Verantwortlichen begegnen der scheinbaren Unmöglichkeit mit Tatkraft und Optimismus.

Für die Region sendet das Projekt ein starkes Signal: Trotz der Verluste bleibt das Lötschental gastfreundlich, innovativ und zukunftsorientiert. Das temporäre Hotel zeigt die Resilienz der Region und spricht neben Stammgästen auch neue Zielgruppen an, die das besondere Erlebnis eines temporären Beherbergungskonzepts suchen. Für das Wallis insgesamt sind die Auswirkungen des Bergsturzes überschaubar – das Tal macht jedoch deutlich, dass es bereit ist, Herausforderungen aktiv zu begegnen und seine touristische Attraktivität nachhaltig zu sichern.